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Professor Thorsten Hennig-Thurau im Interview mit hr-iNFO: Über den Wert von Likes auf Plattformen, den Gutmenschen Mark Zuckerberg und die Influencer-Ökonomie

Derzeit experimentieren Instagram und Facebook damit, Like-Zahlen für Posts nicht mehr auszuweisen. Den Mitgliedern wird nur noch angezeigt, wie viel Zustimmung sie für eigene Beiträge bekommen haben. Dass Instagram zukünftig weltweit keine dieser Engagementwerte mehr anzeigen könnte, hat in der Fachwelt bereits für Aufregung gesorgt (siehe hierzu auch hier). Das Unternehmen argumentiert, dass sich Nutzer großem sozialen Druck ausgesetzt hätten, indem sie ihre Anerkennung oftmals aus dem Vergleichen von fremden mit eigenen Likes gezogen hätten. Das Ausblenden fremder Likes solle daher vor allem jüngeren Nutzern helfen, sich in Zukunft auf Instagram wieder wohler zu fühlen. MCM-Professor Thorsten Hennig-Thurau ist skeptisch und sieht andere Gründe – im Gespräch mit dem Hessischen Rundfunk erläutert er, was Likes für eine Funktion für Platform-Nutzer haben und was es mit der Influencer-Ökonomie auf sich hat. Und was Mark Zuckerberg & Co. wirklich tun könnten, wenn ihnen das Wohl der Nutzer am Herzen liegt.


Im Gespräch mit Tobias Klein vom Hessischen Rundfunk argumentiert MCM-Professor Thorsten Hennig-Thurau im Sender hr-iNFO, dass die Nutzer von sozialen Netzwerken durch das Ausblenden von Likes irritiert werden könnten und ihnen langfristig der Spaß an der Plattform verloren ginge. Likes dienten Usern oftmals als wichtiges Qualitätssignal, um relevante Inhalte von Unmengen an Irrelevantem und Trashigem zu trennen.

Mit Blick auf die Geschäftsinteressen sei zudem unglaubwürdig, dass Facebook und seine Manager mit dieser Maßnahme ernsthaft am Glück seiner Nutzer interessiert seien, wie dies in den Pressemitteilungen verkündet würde. Dagegen spricht die eindeutige Zielfunktion des Facebook-Algorithmus: Die Erzeugung von Engagement steht im Mittelpunkt, da so Nutzer an die Plattform gebunden würden, was gleichzeitig die Werbevermarktung befeuere. Gerade polarisierende Inhalte würden häufig ein höheres Engagement auslösen und Facebook sei an diesen sehr interessiert. „Natürlich ist der Erfolg von Posts, also die Anzahl der Likes, weiterhin ein wesentlicher Treiber des Algorithmus. Der wird zwar nicht bekannt gemacht, aber ich gehe fest davon aus, dass Instagram nicht darauf verzichten wird, den Erfolg eines Posts zum zentralen Beschleuniger und Verteiler für diese Posts zu machen“, so Professor Hennig-Thurau. „Wenn Mark Zuckerberg wirklich etwas Substanzielles ändern und sich für seine Nutzer einsetzen will, dann würde er den Algorithmus ändern. Es gibt jedoch bisher keine Anzeichen, dass er in diese Richtung argumentiert und handelt“.

Das gesamte Gespräch können Sie  hier in der hr-Mediathek nachhören.